Ich habe kürzlich eine Prüfung geschrieben und die letzten zwei Wochen eine Achterbahn der Emotionen erlebt. Einmal wachte ich aus dem Schlaf auf und ich erinnerte mich plötzlich wieder an eine spezifische Aufgabe, die ich falsch gelöst hatte. Zwischendurch konnte ich mich auch wieder mal beruhigen oder verdrängte den Gedanken ziemlich erfolgreich. Andere Male projezierte ich die möglichen Konsequenzen meines Scheiterns Monate in die Zukunft und stellte mir alle mögliche Szenarien vor. Der stoische Gedanke an folgende Worte half mir diesen Impuls zu überwinden:
“Two elements must therefore be rooted out once for all, – the fear of future suffering, and the recollection of past suffering; since the latter no longer concerns me, and the former concerns me not yet.”
– Seneca
Es waren zwei nervöse und unzufriedene Wochen. Vor allem, weil ich wusste, dass ich die Prüfung hätte besser lösen können. Ich hatte mich einfach viel zu lange mit Aufgaben aufhalten lassen, die ich nicht lösen konnte und hatte schlussendlich zu wenig Zeit für Aufgaben, die ich gut hätte lösen können. Meine Prüfungsstrategie war völlig falsch. Die Reihenfolge war falsch und meine emotionale Einstellung war die falsch. Doch was wäre die richtige Einstellung gewesen?
Der Knobler
Ich bin ein Knobler. Ich liebe es an einer schwierigen Aufgabe zu sitzen und herauszufinden, wie ich das vor mir liegende Problem lösen kann. Ich liebe es und kann mich von einer schwierigen Aufgabe auch nur schwer lösen, bevor ich sie gelöst habe. Aber diesen intrinsischen Impuls darf man bei einer Prüfung nicht nachgehen. Diesen Reminder habe ich mal wieder dick ins Gesicht geschlagen bekommen. Darum… für alle Knobler da draussen:
Lass deinen Knobelimpuls los.
Der Punktejäger
Werde stattdessen zum Punktejäger. Sieh es wie eine PR-Session im Gym an. Am Tag der Prüfung willst du weder das Training machen, dass dich langfristig weiterbringen würde, noch willst du besser werden. Du möchtest einach mal zeigen, was du kannst und so viele Punkte wie nur möglich holen – um vor deinem Dozenten und dir deinen grosse Intellekt flexen zu können. Mehr nicht.
Es klingt doof. Es ist wahrscheinlich auch doof, aber so funktionieren das halt bei Prüfungen. Deshalb:
Bring auf Papier, was du kannst.
Fuck around
Wenn du auf Papier gebracht hast, was geht, kannst du wieder zum Knobler mutieren.
Fuck around.
Gut möglich, dass du dabei noch ein paar Punkte sammelst, aber was du mit Sicherheit kannst, ist schon auf Papier.
Spätestens, wenn du die Note zurück bekommst, folgt das: Find out.
Zusammenfassend…
… kann gesagt werden:
Punktesammler first. Knobler second.