Wenn immer ich Kritik äussere, habe ich Mühe damit. Kritik hat seine Daseinsberechtigung. Es gibt Raum seine Meinung zu äussern und zeigt auf, was besser gemacht werden kann. Womit ich Mühe habe ist, wenn daraus ein elitäres Gefasel wird, das Leute glauben lässt, sie können auf andere Menschen und ihre intrische Freude an einer Sache herabblicken. Die folgende Kritik bzw. – wie ich es lieber nenne – Review soll das NICHT sein, sondern meine Probleme mit Netflix’s ‘3 Body Problem’ aufzeigen.
Problem 1: Unausgeglichene Besetzung
Bevor ich irgendetwas tadle, ist Lob angebracht. Die Besetzug von Mike Evans und Thomas Wade dargestellt von Jonathan Pryce und Liam Cunningham ist fantastisch! Sie passen wie die Faust aufs Auge auf die beiden Rollen. Sprachlos war ich beim Charakter von Da Shi, der von Benedict Wong dargestellt wurde. In den letzten Jahren erlangte Wong insbesondere durch seine Rolle im MC-Universum Bekanntheit. In ‘3 Body Problem’ erlebt man ihn einmal ganz anders und für mich war er exakt so wie ich ihn mir im Buch vorgestellt hatte. Ein Detektiv, der nachdenklich an seinen Zigaretten zieht und im angesichts einer Katastrophe einen kühlen Kopf bewahrt und ihm seinen trockenen Humor entgegenbringt. Ich war wirklich begeistert!
Natürlich wurde die Story so angepasst, damit das Ganze filmerisch umsetzbar und für den Zuschauer verständlich ist. Der Gender-Swap und eine diversere Besetzung der Hauptcharakteren stören mich grundsätzlich nicht, wenn es denn funktionieren würde… Das tut es für mich allerdings nicht. Die Charakter harmoniseren nicht – weder miteinander noch mit der Story.
Als grösste Schwachstelle sehe ich Eiza González, die Auggie Salazar spielt und den Charakter von Wang Miao im Buch ersetzt. Ich kann gar nicht mal sagen, ob es eine schwache schauepielerische Leistung ihrerseits war oder nicht. Tatsache für mich ist:
Die Rolle von Auggie Salazar ist fehlbesetzt.
González auffallende Attraktivität lenkt nämlich ab und trägt nichts zur Rolle oder zur Story bei. Ihre Erscheinung scheint mehr als Eyecatcher gedacht zu sein, ohne dass es einen inhaltlichen Mehrwert bietet. Sie erinnert mich vom Typ her an Ana de Armas, die in ‘Blade Runner 2049’ – ebenfalls ein SciFi-Streifen – eine KI-Freundin spielte. Jedoch hatte darin Armas Attraktivität eine Relevanz für die Welt und die Geschichte.
Problem 2: Kein Epos
Das zweite Problem, dass ich mit ‘3 Body Problem’ habe:
Es ist kein Epos.
Ich weiss, das ist Meckern auf hohen Niveau und ja – vielleicht ist das eine zu grosse Erwartung, um an eine Serie zu stellen. Aber… wie oft hat man die Chance einen Epos zu schaffen?
Eine Buchvorlage wie wir sie von Cixin Liu erhalten haben, erhält man nicht alle Tag. Für die, die es nicht wissen: Die Buch-Trilogie von Cixin Liu hat eine riesige Fanbase und wird nicht nur in China sondern weltweit gefeiert! Gerade in der Science-Fiction Welt ist das eher selten. Ich behaupte, es ist vergleichbar mit ‘Harry Potter’ oder ‘Herr der Ringe’.
Wenn auch Netflix sich grosse Mühe bei der Serie – sie gaben schliesslich ca. 20 Millionen US-Dollar pro Folge aus und das sieht man(!) – hatten sie nie den Anspruch an sich einen Epos zu schaffen und das finde ich schade.
Problem 3: Keine Fanbase
Noch trauriger finde ich es, dass es Netflix nicht mal geschafft hat mit ihrer Umsetzung eine kultgleiche Fanbase wie bei ‘Westworld’ oder ‘The Boys’ zu schaffen.
‘3 Body Problem’ ist einfach eine weitere mittelmässig gute Serie auf Netflix, die man sich geben kann.
Ich werde zwar die zweite Staffel schauen und ich werde wahrscheinlich auch unterhalten sein. Mehr aber auch nicht. Ich werde kaum darüber nachdenken und ich werde kaum darüber reden.
Ich nehme schwer an, dass es vielen gleich gehen wird. Leute, die die Buchreihe nicht kennen, aber was für SciFi übrig haben, wird es wahrscheinlich gefallen. Leute, die nicht Hardcore-Fans sind wie ich, werden es okay finden, mehr aber auch nicht und den richtigen Hardcore-Fans wird es nicht gefallen.