Ich habe den Fortsetzungsroman ‘Exponentialdrift’ von Andreas Eschbach gelesen bzw. wir lasen es in unserem Sci-Fi-Buchlcub gelesen. Mit Sci-Fi-Buchclub meine ich mich und zwei Freunde von mir, die sich (nicht wie geplant jeden Monat) alle 2-3 Monate für eine Buchbesprechung treffen.
Fortsetzungsroman?
‘Exponentialdrift’ ist, wie es im Titel schon steht, ein Fortsetzungsroman. Ein Fortsetzungsroman ist ein ein Roman, der Stück für Stück in aller Regel wöchentlich publiziert wird. Ein Konzept, das im 19. Jahrhunder beliebt und üblich war. Charles Dickens nutzte es mit ‘Oliver Twist’ sehr erfolgreich.
Mit dem Zeitalter des Internets starb der Fortsetzungsroman aber immer mehr aus – zumindest in den Zeitungen. Ich erinnere in meiner frühen Jugend (als Facebook noch cool war) Facebook-Seiten von Teenagerinnen gesehen zu haben, die sich als Autorinnen versuchten. Die Geschichten, die sie schrieben und in aller Regel Liebesdramen waren, veröffentlichten sie ebenfalls stückweise. Man könnte sie also auch zu den Fortzetzungsromäne zählen. Bekannt sind natürlich auch Fanfictions, die auch in aller Regel in Stücken von den Autoren publiziert werden. Nichtsdestotrotz, in den Mainstreammedien ist der Fortzstzungsroman eindeutig ausgestorben (ausser man zählt Politikdramas dazu).
Was man verraten kann
Ich würde nur so viel erzählen: Es geht um einen Mann mitteren Alters – Herrn Abel – der nach drei Jahren im Koma wider aller Erwartung aufwacht. Allerdings glaubt er ein Ausserirdischer zu sein, der irgendwie im Körper von Herrn Abel gelandet ist und auch seine Gedanken “besitzt”. Nun ist die Frage: Hat er recht?
Bessere SciFi?
Irgendwie üben SciFi-Geschichten, die in unserer heutigen Zeit spielen – ohne Laserpistolen oder Raumschiffe, immer eine besondere Faszination auf mich aus. Das liegt wahrscheinlich zum einen daran, dass es einfach ein Element in der Geschichte gibt, das es zum Genre SciFi zählen lässt. Auf dieses eine Element kann man sich als Leser dann ganz konzentrieren und als Autor dem auch eine gewiss Tiefe geben. Zum anderen scheint die Story gleich viel plausibler, was in mir auch eine gewisse Begeistung löst – sich vorzustellen , dass diese fantastische SciFi näher an unserem Alltag dran ist, als wir alle vermuten.
Man kann sich fragen, ob das den wirklich SciFi ist. Für mich: Ja. Ich hätte aber auch so eine Story wie Star Wars wiederum nicht in SciFi angegliedert, sondern eher in dem Bereich des Fantasys. Das man SciFi und Fantasy in einen Topf wirft stört mich ohnehin, aber dazu vielleicht mehr in einem anderen Beitrag…
Kurz und knackig
Der Reiz von ‘Exponetialdrift’ war für mich auch die kurzen Abschnitte. Kapitel kann man sie gar nicht nennen; dafür sind sie zu kurz. Wie erwähnt wurde die Geschichte als Fortsetzungsroman geschrieben und somit wochenweise in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung publiziert. Der Leser sollte also gefesselt genug zu sein, um auch das nächste Woche noch weiterzulesen und das gelingt. Trotz der Kürze passiert auf den wenigen Seiten unheimlich viel und man fragt sich bei jedem Ende: “Wie geht’s weiter?!” In dieser Hinsicht ist es ein Buch, das sich gerade für faule und/oder langsame Leser gut eignet, zu denen ich mich auch lange zählen durfte.
Schnelles Ende (Achtung Spoiler!)
Das Ende von ‘Exponentialrift’ kam sehr überraschend und abrupt. Das lag zum einen daran, dass auf das Ende nicht sehr vorgedeutet wurde. Zum anderen, weil geschätzt noch 60 Seiten übrig waren im Buch, die näher auf die Entstehung des Romans eingehen. Mein Freund Cedric aus dem SciFi-Club gefiel das Buch weniger. Er für seinen Teil zweifelte keine Sekunde dran, dass Abel sich nur einbilden würde ein Ausserirdischer zu sein. Ich hingegen hatte durchaus meine Zweifel, vermutete aber schon , dass er einer sein musste (oder hoffte es).
Trotzdem war der Roman für mich im Grossen und Ganzen gut lesbar, spannend und unterhaltend. Ein weiterer Punkt, den Cedric anbrachte war, es sei zwar unterhaltend gewesen. Schlussendlich hatte die Geschichte aber nichts, das einem weiter zum Nachdenken anrege. Damit muss ich ihm Recht geben. Sobald man das Buch fertig gelesen hat, wird die Geschichte den Leser kaum noch auf irgendeine Art weiter beschäftigen. Das finde ich zwar nicht schlimm, man sollte es sich jedoch bewusst sein. Das Buch ist pure Unterhaltung.
Cedrics Theorie
Cedric hatte eine interessante Theorie, die mir durchaus plausibel erscheint und ich an dieser Stelle erläutern möchte: Eschbach hatte vieleicht wirklich vor den Roman so zu schreiben, dass Abel es sich nur einbilde, ein Ausserirdischer zu sein. Da aber zeitgleich zu seinem Roman, der Film A beautfiul mind (2001) erschien, machte das ihm einen Strich durch die Rechnung. Im Film geht es nämlich auch um die Lebensgeschichte des Mathematikers John Forbes Nash. Ähnlich wie es bei Abel nur scheint, litt Nash tatsächlich an einer schizophrenen Psychose. Des Weiteren wird der Film auch im Buch erwähnt. Es wäre erzähltechnisch von Eschbach also nicht sehr innovativ gewesen, sein Buch gleich enden zu lassen wie den Film… Es könnte wirkich so gewesen sein. Herr Eschbach, sie dürfen diese Theorie gerne bestätigen oder falsifizieren!