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Ist das eine Abkürzung? Nein, aber ein Abenteuer!

By 2023-01-20February 2nd, 2024No Comments

Eine neu gefundene Liebe namens Laufen

Ich habe das Laufen neu für mich entdeckt. Vorgestern war mir mal mehr nach Laufen zumute statt wie sonst nach Muay Thai. Das Ziel war mal wieder eine etwas längere Strecke zu laufen. Ich gehe oft zum Einwärmen für 5-10 Minuten aufs Laufband, aber das ist nicht dasselbe. Dieses Mal wollte ich 10 Kilometer laufen und es war unglaublich! Ich war voll drin – in the zone. Einfach mal die Welt und ihre Sorgen vergessen für einige Kilometer. Nichts ausser die meditative Kadenz des eigenen Schrittes und das Gefühl lebendig zu sein.

Einwärmen im kalten Winter

Gestern entschied ich mich für the full experience. Ich wollte einen längeren Lauf machen dieses Mal aber draussen. Die letzten Tage hatte sich ein sanfte Schneedecke über Luzern gelegt, die trotz der eisigen Kälte, die damit einher ging, den zähen Winter etwas freundlicher wirken liess. Dass der Winter zäh ist, fiel mir relativ schnell auf, als ich rausging. Mein Thermounterleibchen und -pulli halfen nur bis zu einem gewissen Grad und ich war noch nicht warm gelaufen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich direkt umgekehrt und hätte mich noch wärmer eingepackt. Ich wusste allerdings, wenn ich erst mal einen guten Kilometer gelaufen wäre, hätte ich die Kälte vergessen und so war es auch.

Ich entschied nach Horw, eine anliegende Gemeinde, zu laufen um dort dem See entlang zu joggen. Es war fantastisch, wenn auch ich merkte, dass ich bereits etwas nachliess mit dem Tempo. Der Lauf vom Vortag war zu keiner Überraschung noch nicht ganz verdaut.

Die Zeit drängt auf der Horwer Halbinsel

Ich lief in diese Richtung mit dem Gedanken, dass ich die ganze Horwer Halbinsel ablaufe und anschliessend über die Stadt nachhause Richtung Kriens laufen würde. Eine grosse Runde, die schätzungsweise 17 km lang ist. Da ich im Anschluss an eine Verabredung gehen würde (eine Buchbesprechung mit meinem SciFi-Club) drängte die Zeit etwas. Ich entschied mich die Runde abzukürzen. Ich würde der Seestrasse entlang weitejoggen joggen bis zum Seehotel Kastanienbaum. Dort würde ich statt weiter geradeaus scharf links abbiegen entlang einer ruhigen Strasse, die an Wiesen und Bauernhöfen vorbeiführte. Doch es kam anders… Ich wollte es noch etwas schöner haben. Kurz bevor ich zur genannten Abzweigung kam, sah ich noch eine andere Abzweigung. Sie war unauffällig und hätte ohne Weiteres auch ein Privatweg zu einem der schöneren Anwesen am See oder einem Bauernhof sein können. Doch sie war klar beschildert als Wanderweg. Nach dem ich ca. 10 Meter an Verzweigung vorbei joggt bin, nahm der Instinkt überhand. Ich machte eine 180°-Wendung und beschritt den unbekannten Weg.

Es dunkelt ein auf dem unbekannten Weg

Ich liebe das. Ich hatte das schon öfters gemacht: Beim Joggen ab und zu  einfach einen anderen Weg zu nehmen und zu schauen, wo er hinführt. In diesem Fall führte er mich an einer ruhigen Wohngegend vorbei bis ich mich schliesslich mitten in einer völlig verschneiten Wiese wiederfand. Wären nicht schon einige Leute vor mir diesen Weg gegangen und hätten Fussstapfen hinterlassen, ich hätte den Weg nicht erkannt. Ich wusste, wenn ich weiter geradeaus ging, würde ich wahrscheinlich früher oder später auf die Hauptstrasse finden. Dieselbe, die ich eigentlich bei meiner normalen Abkürzung genommen hätte. Dann war dann aber noch eine weitere Abzweigung… Sie ging einen Hügel hinauf und ich vermutete, sie würde mich zum Dickiwald führen. Einem kleinem Wäldchen auf der Horwer Halbinsel, der, wenn ich erst einmal hindurch gegangen wäre, mich direkt zu zurück zum Zentrum von Horw führen würde. Von dortaus könnte ich denselben Weg nehmen von dem ich gekommen war. Zu blöd, dass das nicht der Dickiwald war, was ich auch realtiv schnell realisierte. Noch blöder war, dass der einzige Weg, dann noch sah mich im Kreis laufen liess. Es hatte bereits sehr eingedunkelt und ich überlegte mir einige Mal, ob ich nicht mein Smartphone zücken sollte, um es als Taschenlampe zu gebrauchen. Es ging dann aber doch ohne.

Unfinished Business auf dem Rückweg

Als ich am anderen Ende des Waldes herauskam, kam ich erneut zu einer ruhigen Wohngegend. Ich wusste, es würde mich wieder auf die Seestrasse verschlagen. Und tatsächlich kam ich vielleicht 500 Meter vor der ersten genommen Verzweigung wieder zum See. Naja, wenigstens kannte ich von hier aus den Weg. Ich sah auf die Uhr. Ja, das wird knapp mit meiner Verabredung. Zu allem Überfluss machte sich jetzt auch noch meine Verdauung bemerkbar. Zum Glück fand ich auf dem Rückweg in Horw eine öffentliche Toilette, die noch nicht verschlossen war. Mit eisigen Fingern, die ich kaum bewegen konnte, obwohl ich Handschuhe getragen hatte, tippte auf dem Klo sitzend in mein Smartphone. «Ich komme etwas später. Ich habe mich beim Joggen verirrt.», liess ich meine Freunde vom Buchclub wissen. Mit einem lachenden Emoji kommentierten sie mein Erlebnis. Nach dem dieses Geschäft erledigt war, ging lief ich denselben Weg zurück nachhause. Nach einer schnellen Duschen und raschen Umziehen gelang es mir mit einer Viertelstunde Verspätung zur Buchbesprechung. Es ging mir selten so gut.