Intro
Über die letzten drei Jahre habe ich mich in meiner Freizeit intensiver mit dem Thema Personal Finance auseinandergesetzt. Ich habe recherchiert und mir angehört, was diverse Finfluencer (wie man sie so schön nennt) zu sagen haben. Natürlich wird im Internet viel Schrott erzählt, aber es wird eben auch viel Gutes erzählt. Meine persönlichen Learnings über die Grundlagen von Personal Finance fasse ich in drei Beiträgen zusammen – als Zusammenfassung für mich und auch als Inspiration für dich. Dieser Beitrag mit den sieben Grundkonzepten bildet Basis für die beiden weiteren Beiträge.
Damit komme ich zum Haftungsschluss, den auch alle anderen Finanzgurus im Netz runterlabbern:
Das ist keine Anlageberatung. Recherchiere und bilde dir deine eigene Meinung!
Zwei Finfluencer, auf die ich besonders gehört habe und mir sehr weitergeholfen haben, sind Ramit Sethi und Thomas B. Kovacs aka ‘Sparkojote’. Ramit Sethi hat das Bestseller-Buch ‘I Will Teach You To Be Rich’ geschrieben, dass einem – ähnlich wie meine Beitragserie – eine Schritt für Schritt Anleitung zum finanziellen Erfolg gibt nur sehr viel ausführlicher. Ich kann es sehr empfehlen, wenn auch der Name des Buchs sehr sketchy klingt. Es ist gut. Passt aber auf, was die Unterschiede zu eurem Land sind. Er hat teilwese einen starken USA-Fokus. Der Sparkojote macht tolle YT-Videos und führt auch einen Blog. Er richtet sich dabei vor allem an ein Publikum in der Schweiz oder in anderen deutschsprachigen Ländern.
Anleitung
Dieser Beitrag bildet die Grundlage für meine Beitragsserie. Solltest du bereits alle sieben Konzepte kennen (zusammengefasst im nächsten Abschnitt TL;DR), kannst du auch schon zu meinem nächsten Beitrag: Die vier Prioriäten in Personal Finance. Ich schliesse meine Beitragsserie mit drei Meta-Skills ab, von denen ich glaube, dass man sich für die erfolgreiche Umsetzung aller genannten Punkte, aneignen sollte.
TL;DR (Zusammenfassung für faule Leser)
(K1) Der Zinseszinseffekt: Zinsen auf bereits erwirtschaftete Zinsen führen zu zu exponentiellem Wachstum.
(K2) Die zehn Prozent: Der Weltmarkt wächst durchschnittlich pro Jahr (ohne Inflation eingerechnet) um ca. 10%.
(K3) Kreditkarten: Wenn du eine Kreditkarte brauchst, begleiche immer gleich (monatlich) deine Kreditkartenschulden. Eine Kreditkarte zu haben und richtig zu benutzen ist vor allem in den USA sehr relevant, damit du einen guten Credit Score hast. Es beeinflusst deinen Zinssatz, wenn du einen Kredit aufnimst.
(K4) Aktien vs Anleihen: Aktien und Anleihen können als Gegenspieler zueinander gesehen werden (bspw. Investion in der Altersvorsorge). Aktienkurse können schwanken, weshalb Aktien eher als high-risk und Anleihen als low-risk Investition gelten.
(K5) ETFs: Ein ETF ist ein passiver, börsengehandelter Fond, der sich an einem Index orientiert.
(K6) Dollar Cost Averaging: Wer über einen regelmässigen Zeitabstand in eine bestimmte Anlage investiert, minimiert das Risiko dann einzukaufen, wenn der Preis gerade hoch ist.
(K7) Diversifikation: Wer seine Anlagen diversifiziert, streut das Risiko von grossen Verlusten.
Die sieben Grundkonzepte
(K1) Der Zinseszinseffekt
Das erste Konzept ist wahrscheinlich das bekannteste und einfach erklärt. So einfach, dass ich es ChatGPT erklären lasse:
Dieser Effekt bzw. diese Tatsache ist auch gut in folgendem Bild dargestellt.
Es gibt eigentlich nicht sehr viel mehr zum Zinsesnzinseffekt zu sagen, ausser vielleicht, dass seine Einfachheit oder schmierige Banker, die sich hauptberuflich damit befassen, dich nicht davon abhalten sollte damit zu beschäftigen. Denn seine Auswirkungen sind wahrhaftig gewaltig!
(K2) Die zehn Prozent (oder: Langzeit-Investment > Kurzzeit-Investment)
Weiter geht es mit dem wahrscheinlich am wenig bekanntesten, aber wichtigsten Konzept in meinen Augen. Ich habe den Eindruck, die Leute, die in ihrer Finanzwelt-Bubble leben und dieses Konzept schon lange kennen, sehen es als zu selbstverständlich an. Und der Grossteil der Menschen, die wenig bis gar nichts mit der Finanzen am Hut haben, wissen nicht, was sie verpassen. Doch zum Glück bist du hier und liest du nun die folgenden Zeilen…
Also hier kommt’s: Der Weltmarkt wächst durchschittlich jedes Jahr um ca. 10%. Das ist historisch gut dokumentiert und wird für Investoren als Referenzwert für längerfristige Investitionen genommen. In diesen 10% sind die durchschnittlichen 2-3% Inflation noch nicht eingerechnet. In Wirklichkeit ist der durchschnitliche Wachstum also eher 7-8 %. Einfachheitshalber rede ich aber weiterhin von den 10%. Ich will betonen, dass es sich um den Durchschnitt handelt. Es kann gut sein, das ein Jahrzehnt mal mittelmässig bis Scheisse läuft, aber im Durschnitt sind es 10%.
Ein Beispiel dazu sieht man in den Bildern oben. Man sieht die Wertentwicklung vom MSCI World ETF. Deshalb sind langfristige Investitionen für dich als private Person so spannend – gerade wenn du jung bist und du einen langen Anlagehorziont vor dir hast. Wenn wir nämlich mit einem jährlichen Wachstum 10% rechnen, wird sich eine einmalige Investition in 7.2 Jahren bereits verdoppelt haben! Das sieht man auch gut im Bild in Kapitel (K1) über den Zinseszinseffekt.
(K3) Kreditkarten
Auf diesen Punkt möchte ich nur kurz eingehen, den er ist vor allem für US-Amerikaner relevant. In den USA sind Kreditkarten und Credit Scores ein riesen Ding. Was heisst das? In den USA werden Kreditkartentransaktionen und ob Kreditkartenkartenrechnungen pünktlich gezaht werden oder nicht, sehr genau getrackt. Das wird im dreistelligen FICO® Credit Score festgehalten. Dieser bewegt sich normalerweise in einem Bereich von 300 bis 850, wobei ein hoher Wert gut und ein tiefer schlecht ist. Je nach dem was für einen Credit Score hast, bekommst du bessere oder schlechtere Zinsen, wenn du einen Kredit aufnimmst (um bspw. ein Haus oder ein Auto zu finanzieren). Schlussendlich kann das mehrere 10’000 Dollar ausmachen, weshalb viele Leute in den USA schon sehr früh Kreditkarten haben und auch fast ausschlieslich mit diesen zahlen. Es führt auch dazu, dass viele Leute in den USA hohe Kreditkartenschulden haben.
Die gute Nachricht ist, dass wir diesen Wahnsinn in den meisten anderen Ländern nicht haben. In der Schweiz bspw. spielt bei der Finanzierung eines Hauses das Einkommen-Ausgabe-Verhätnis eine entscheidende Rolle für den Hauskauf. Ich schlage vor, dass du selbst herausfindest wie genau es sich damit in deinem Land verhält.
Falls du für dich entscheidest, dass du doch eine Kreditkarte brauchst, solltest du folgendes beachten:
- Wähle einen Anbieter mit möglichst tiefen Gebühren und guten Benefits.
- Kaufe ausschliesslich, wsa du dir leisten kannst und begleiche immer gleich (monatlich) deine Kreditkartengebühren.
In der Schweiz kann ich die Bank neon empfehlen. Dabei handelt es sich um eine Neobank, wo du bei einer Kontoeröffnung anstelle einer Debitkarte eine Prepaid-Kreditkarte erhälst. Vorausgesetzt du hast genug Geld auf deinem Konto, kannt du mit dieser Karte alles machen, was eine Kreditkarte auch kann.
(K4) Aktien vs Anleihen
Kommen wir zu zwei Fachbegriffe, die du sicher schon gehört hast: Aktien und Anleihen
Eine Aktie ist ein Wertpapier, das ein Anteil an ein Unternehmen zusichert. Das tolle dabei ist, man in aller Regel am Erfolg des Unternehmens in Form einre Rendite beteiligt wird. Aktien gelten zwar als high-risk Investment, haben dafür aber meist auch high-reward.
Eine Anleihe (auch Obligation genannt oder in Englisch Bond) ist ebenfalls ein Wertpapier. Sie wird ebenfalls von Unternehmen wie auch von Banken und Staaten ausgegeben. Anleihen können als Gegenspieler zu den Aktien angesehen werden. Die Emittenten, also die Schuldner, sind in der Regel als kreditwürdiger einzustufen als die von Aktien. Dies erklärt, weshalb auch Staaten und Banken Anleihen ausgeben. Oft wird ein fester Zins vereinbart, den der Anleger erhält. Anleihen gelten deshalb eher als low-risk, aber auch als low-reward.
(K5) ETFs
ETF steht für Exchange Traded Fund oder in Deutsch börsengehandelter Fond. Nun, was ist ein Fond. Anleger stecken Geld in einen Fond, das Geld wird in eine Mischung aus diversen Anlagen (Aktien, Anleihen, Immobilien) gesteckt. Ein Teil der erzielten Gewinne gehen schliesslich wieder zurück an die Anleger. Die allermeisten ETFs sind Indexfonds. Das bedeutet, dass die Auswahl der Anlagen in einem ETF so erfolgt, dass das gleiche Verhältnis wie in einem bestimmten Börsenindex besteht. Ein Börsenindex wiederum ist eine Kennzahl, die die Performance einer bestimmten Gruppe von Finanzinstrumenten repräsentiert und als Messinstrument für die Gesamtentwicklung des Marktes dient. Bekannte Indexe sind bspw. der DAX, der die 40 wichtigsten deutschen Aktien mit dem höchsten Börsenumsatz beinhaltet, oder den Dow-Jones (DJIA) aus den USA, der sich aus den 30 grössten US-Unternehmen zusammensetzt. Es gibt auch Weltindexe wie den FTSE All-World, welche die stärksten globalen Unternehmen repräsentieren.
Wichtig: Banken bieten oft auch einen eigenen Fonds an, der von ihnen selbst gemanaged wird. Das sind aktiv gemangete Fonds und diese haben immer höhere Kosten (der Fondmanger will ja auch was verdienen) und schneiden in aller Regel sehr viel schlechter ab als ein globaler ETF.
(K6) Dollar Cost Averaging (oder ‘Don’t time the market’)
Dollar Cost Averaging oder auf Deutsch Durschnittskosteneffekt ist eigentlich nur ein fancy Wort, um zu sagen, dass du in regelmässigen Zeitintervallen in eine Anlage investieren sollst. Es klingt simpel. Es ist simpel. Aber… es ist eben auch effektiv. Was meine ich damit?
Der naive Anleger glaubt, er könnte in eine Aktie (oder in eine andere Anlage) investieren, wenn sie wenig wert hat und verkaufen, wenn sie viel wert hat. “Buy low, sell high” wie man so schön sagt. Das funktioniert in mindestens mehr als 50% von den Fällen nicht, weshalb man es für seriöse Investitionen auch gar nicht erst in Betracht ziehen sollte. Was man stattdessen tun sollte, ist, wie du dir wahrscheinlich schon eratet hast, Dollar Cost Averaging.
Angenommen du glaubst Bitcoin ist die Währung der Zukunft und dessen wert wird noch unheimlich steigen. Dann solltest du längerfristig darin investieren und Dollar Cost Averaging betreiben. Das heisst, beispielsweise monatlich einen fixen Betrag in Bitcoin investieren.
Gehen wir einen Schritt weiter und sagen du hast unerwartet viel Geld erhalten (durch einen Lottogewinn oder wahrscheinlicher – durch eine Erbung). Der naive, aber pflichtbewusst Anleger denkt sich: “Ich sollte gleich alles in meine Anlage stecken.” Gut gemeint, aber eine schlechte Idee. Du hast keine Ahnung, wo der Markt aktuell steht. Du weisst nicht ob deine Aktie oder dein Crypto gerade viel oder wenig wert hat. Wenn du aber Dollar Cost Averaging betreibst und über ein Jahr oder zwei Jahre in deine Anlage investiert, minimiert sich dein Risiko gerade völlig im “high” zu kaufen. Dein Einkaufswert nähert sich dem Durchschnittswert deiner Anlage über den investierten Zeitraum an.
Dollar Cost Averaging löst auch das Problem von FOMO (Fear of Missing Out) – also die Angst, dass man gerade die Chance verapasst zu einem geeigneten Zeitpunkt in eine Anlage zu investieren (da man annimmt, sie sei gerade günstig und werde bald steigen). Man investiert nämlich einfach regelmässig. So kann man nichts verpassen.
(K7) Diversifikation
Das letzte Konzept ist einfach erklärt: Streu das Risiko. Das heisst, verteile dein Geld in viele verschiedene Anlagen statt alles auf eine Karte zu setzen. Das nennt man auch diversifizieren. Die Zusammensetzung deines Portfolios – also deine Sammlung deiner Vermögenswerte – nennen die coolen Kids in der Finanzwelt auch Asset Allocation. Deine Diversifizierung bzw. deine Asset Allocation kannst du auf ganz unterschiedlicheweise untersuchen:
- Länder (Schweiz, USA, Japan, …)
- Kontinente (Europa, Nordamerika, Asien, …)
- Branchen (Technik, Medizin, Lebensmittelindustrie, Immobilien, …)
- Währungen (US-Dollar, Euro, Schweizer Franken, Yen, …)
- Anbieter (Kaufst du deine Anlagen alle bei derselben Bank oder auch woanders?)
Leute, die sich wirklich mit dem Markt befassen und sich selbst ein Portofolio aus verschiedenen Aktien zusammenstellen, achten darauf, dass sie eben nicht nur Aktien von Tech-Unternehmen haben oder aber legen ganz bewusst einen Schwerpunkt darauf, weil sie glauben zu wissen, dass dieser Markt stärker wächst. Für den Otto-Normal-Investor ergibt das eigene Zusammenstellen eines breit diversifizierten Portfolios allerdings keinen Sinn. Es ist schlicht zu aufwending und schliesst schlussendlich meist schlechter ab als ein globaler ETF. Was mich auch schon zum Schluss zu meinem Schlusspunkt dieses Beitrags führt…
Ich habe dir nun einige Konzepte vorgestellt und du fragst dich wahrscheinlich; “Was bringt mir nun das ganze Wissen? Wie kann ich es anwenden?” Weiter geht es hier.
Les dich bald!